Meine politischen Werte

1. Kinder dürfen nicht in Armut leben

2. Respekt und Interesse am gemeinsamen Leben

3. Demokratie stärken

4. Familienzeit muss gerecht bemessen werden

5. Lebensleistung gebührt Respekt

1. Kinder dürfen nicht in Armut leben

2. Respekt und Interesse am gemeinsamen Leben

3. Demokratie stärken

4. Familienzeit muss gerecht bemessen werden

5. Lebensleistung gebührt Respekt

Meine Kindheit und die Lehren, die ich daraus gezogen habe.
Jasmina Heritani
Meine Kindheit und die Lehren, die ich daraus gezogen habe

Kinder der Migration brauchen Unterstützung

Als ich 6 Jahre alt war, kam ich mit meiner Familie aus Deutschland nach Aleppo. Dort wurde ich eingeschult. Ich verstand kein Wort Arabisch. Aber mir waren nicht nur die Sprache fremd, sondern das ganze Land. Ich fühlte mich oft alleine und musste meinen eigenen Weg finden. Aber ich hatte eine liebevolle Klassenlehrerin und eine Vertrauenslehrerin, die Deutsch sprach. Sie sahen in mir nicht zuerst den „Migrationshintergrund“ und meine fehlenden Sprachkenntnisse, sondern ein Kind, das es zu fördern galt und das eine Sprachmittlerin benötigte, um in dieser fremden Welt anzukommen. Ich bin überzeugt: Jedes Kind braucht in der Schule Lehrerinnen und Lehrer, die wissen und verstehen,  was es für ein Kind bedeutet, in der Fremde seinen eigenen Weg gehen zu müssen.

Als ich nach einem Jahr  nach Deutschland zurückkehrte, erlebte ich im deutschen Schulsystem genau das Gegenteil: „Sie ist in einem Land der Dritten Welt zur Schule gegangen, ihre fachlichen Kenntnisse befinden sich nicht auf unserem deutschen Standard“. Mit diesem Satz wurde ich damals von meiner zukünftigen Klassenlehrerin am ersten Schultag empfangen. Diese Geringschätzung erlebte ich als einen schweren Ballast. Ich musste eine neue Schriftsprache erlernen, mich in einer neuen Umgebung zurechtzufinden und an der neuen Schule Freunde finden. Die Vorhaben stellten schon große Herausforderungen für mich dar. Und dann musste ich auch noch beweisen, dass  meine „fachlichen Kenntnisse“ nicht so mangelhaft waren, wie sie mir unterstellt wurden.

Viele Kinder in Gröpelingen haben ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht. Als Bürgerschaftsabgeordnete will ich mich für Strukturen stark machen, dass alle Kinder genau die Unterstützung bekommen, die sie benötigen. In Gröpelingen haben viele Akteure beispielsweise eine lokale Bildungslandschaft aufgebaut: In deren Rahmen unterstützen sich die Bildungseinrichtungen gegenseitig und qualifizieren sich, um den Kindern in Gröpelingen die bestmögliche Unterstützung zu gewährleisten. Sie bieten Kindern, und zwar unabhängig von ihrer Herkunft und Muttersprache, die notwendige Unterstützung. Ich will vor allem diejenigen Kinder und Familien stärken, die es aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer Sprache in unserem Bildungssystem besonders schwer haben. Für diese Kinder ist es auch wichtig, pädagogisches Personal zu erleben, das ihre Sprache spricht und zumindest teilweise auch ihre Erfahrungen teilt. Deshalb werde ich mich weiterhin dafür stark machen, aus dem Ausland nach Deutschland gekommene Lehrerinnen und Lehrer zu beraten und zu qualifizieren, damit sie in den deutschen Schulen unterrichten können.

Kinder dürfen nicht in Armut aufwachsen

Ich selbst habe eine Kindheit erleben dürfen, die von Wärme und Liebe geprägt war. Ich konnte sorgenfrei die Welt entdecken und mich entwickeln. Doch schon in meiner Grundschulzeit in Aleppo  habe ich die existenzielle Not von Kindern und Familien gesehen. In meiner Schulklasse gab es Kinder, die kein Pausenbrot und damit nichts zu essen hatten und die ohne Stifte, Hefte und warme Kleidung zur Schule kamen. Diese Erlebnisse prägen mich bis heute.

Mehr als die Hälfte der unter 18-Jährigen ist in Gröpelingen materiell nicht ausreichend versorgt. Vielen von ihnen fehlt auch die notwendige Unterstützung zu Hause, viele haben nicht einmal einen eigenen Tisch, an dem sie lernen und ihre Hausaufgaben erledigen können. Und niemand in ihrer Familie kann ihnen bei den Hausaufgaben helfen. Wir benötigen mehr Initiativen und Projekte, um die Armut in manchen Familien zu bekämpfen. Diese Armut hat bei den zugewanderten Familien oft damit zu tun, dass der Arbeitsmarkt nicht ausreichend geöffnet ist und  dass im Ausland erworbene Qualifizierungen in zu geringem Maße anerkannt werden. Das muss sich ändern.

In meiner Arbeit in der Aufsuchenden Bildungsberatung in Gröpelingen erlebe ich, wie viele Hürden zugewanderte Frauen und Männer überwinden müssen, um endlich einer guten Arbeit nachgehen oder sich weiter qualifizieren zu können. Wir brauchen mehr solche Angebote, die Wege öffnen. Nur so lässt sich die Armut vor allem bei den Migrantinnen und Migranten nachhaltig bekämpfen.

Respekt und Interesse am gemeinsamen Leben

Weihnachten war das Fest meiner Mutter und meiner Großmutter, mütterlicherseits das Fest der Familie. Für meinen Vater war es dagegen ein fremdes Fest, das aber besonders schön gefeiert werden musste Jedes Jahr sagte er zu mir und meiner Schwester: „Es soll ein wundervolles Fest für eure Mutter werden!“ Dies Ziel ist ihm bis heute wichtig.

Für meinen Vater war der Fastenmonat Ramadan von großer Bedeutung. Während des Ramadans kamen wir abends zum Fastenbrechen zusammen und meine Mutter kochte dann immer ein besonderes syrisches Gericht. Die Gerüche von Kardamom und Zimt erinnern mich noch immer an den Ramadan und die Weihnachtsbäckerei bei uns zu Hause. Dieses Leben mit verschiedenen Kulturen, Gewohnheiten und Festen stellt für mich eine große Bereicherung dar. Auch in Gröpelingen erlebe ich diese Vielfalt. Und das macht mich glücklich. Deutschland ist meine Heimat. Syrien ist meine zweite Heimat.

Als heranwachsende Frau hat mich das aber vor zahlreiche Fragen gestellt: Wer bin ich als Frau, als Deutsche mit syrischem Pass, als Muslima in Bremen? In Syrien sagten meine Verwandten: Das ist unsere „deutsche Cousine“ und in Deutschland wurde ich oft gefragt: Woher kommst du? So ergeht es vielen Menschen in Bremen. Sie erleben weniger den Reichtum der Vielfalt als das „zwischen den Stühlen Sitzen“. Nach dem Anschlag auf das World Trade Center am 9.11.2001 hat sich die Stimmung auch in Deutschland sehr verändert: Als Muslima spüre ich oft Ausgrenzung und eine misstrauische oder sogar feindliche Stimmung gegenüber den Muslimen.

Jasmina Heritani - Diskussion mit Jugendlichen
Jasmina Heritani - Diskussion mit Jugendlichen

Aus dieser eigenen persönlichen Erfahrung heraus weiß ich, wie wichtig es für junge Menschen ist, in einer offenen, freundlichen Umgebung ohne Diskriminierung und Ausgrenzung aufzuwachsen. Ich möchte mich persönlich dafür einsetzen, dass jeder junge Mensch sich in unserer Gesellschaft frei entwickeln und dazugehörig fühlen kann. Ich werde dafür arbeiten, dass allen Respekt entgegengebracht wird, und zwar unabhängig davon, woher sie kommen, welche Sprache sie sprechen oder welcher Religion sie angehören.

Das Personal in den staatlichen und städtischen Institutionen und in der Verwaltung muss viel mehr als bisher die Vielfalt der Bevölkerung repräsentieren. Die Zugänge zu den Dienstleistungen, aber auch zu der politischen Mitgestaltung und gesellschaftlichen Teilhabe müssen vielfältiger werden, um alle Schichten und Gruppen zu erreichen. Auch bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes und insgesamt bei der Digitalisierung müssen die Diversität und Migration eine wichtige Rolle spielen. Bei der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes und bei der Digitalisierung der staatlichen Dienstleistungen müssen Angebote in den wichtigen Sprachen der Migranten zur Verfügung stehen.

Demokratie stärken, rechter Hetze entgegentreten

Rückkehr nach Bremen

2004 habe ich gemeinsam mit meinem Mann beschlossen, nach Deutschland und insbesondere nach Bremen zurückzukehren. Für mich war das damals mein Wunsch, meine Kinder in einem demokratischen Land und in einer weltoffenen Stadt zu erziehen. Von diesem Wunsch konnte ich auch meinen Mann überzeugen. Ich bin froh, heute mit meiner Familie und meinen drei Kindern in einem friedlichen demokratischen Deutschland in Bremen zu leben.

Mein Mann gab dafür seine Existenz im Ausland auf und fing noch einmal in Bremen neu an. Er musste eine neue Sprache erlernen. Nur ein Teil seines Studiums wurde anerkannt. Er studierte noch einmal Zahnmedizin.

Wir machten damals die gleichen Erfahrungen wie viele andere, die neu nach Deutschland kamen: Unsere Wohnungssuche wurde zu einer Kette von Enttäuschungen. „Was arbeiten Sie? Zwei Personen mit Kind, nein die Wohnung ist zu klein“, das waren oft die Antworten, die wir bekamen. Oder „Wo kommen Sie her, Ihr Name klingt nicht Deutsch … die Wohnung ist leider schon weg“.

Eine demokratische Gesellschaft bedingt Toleranz und gerechte Chancen für alle. Meine eigenen Erfahrungen und die Erfahrungen im Rahmen meiner Beratungstätigkeit bezüglich der Integration von Menschen in den Arbeitsmarkt sind für mich eine besondere Motivation, mich als Bürgerschaftsabgeordnete für eine offene und gerechte Gesellschaft stark zu machen, vor allem auch für mehr Qualifizierungs- und Beratungsmöglichkeiten für Menschen, die keinen Schulabschluss in Deutschland erlangt haben und keine berufliche Qualifizierung besitzen. Diesbezüglich sind noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um allen Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt gleiche Chancen und Einstiege in Bildung und Arbeit zu ermöglichen.

Rückkehr nach Bremen

Familienzeit muss gerecht bemessen werden

Ich habe Respekt vor den Frauen, die für ihre Kinder und ihre Familie ihre eigenen Interessen in den Hintergrund gerückt haben. Eine gute Freundin hat ihren Mann über Jahrzehnte mit den gemeinsamen Kindern über den gesamten Globus begleitet. Heute ist sie 60 Jahre alt. Sie hat zwei Kinder und vier Enkelkinder. Ihr Mann hat weltweit gearbeitet. Sie hat an jedem neuen Ort ein wunderbares Zuhause für ihre Kinder und ihren Mann geschaffen. Sie erzählt, dass sie nie wirklich in ihrem Beruf arbeiten konnte. „Ich bin glücklich und stolz, meine Kinder und mein Mann sind wundervoll!“

Aber diese Arbeit wird ihr nicht angemessen vergütet. Sie hat nur in geringem Umfang in die Rentenkasse eingezahlt und besitzt daher kaum eigene Rentenansprüche.

Auch von einer anderen Freundin möchte ich erzählen. Sie hat in ihrer ersten Lebenshälfte eine sehr schwierige Lebensaufgabe bewältigt. Sie hat alleine mit zwei Kindern studiert, irgendwie hat sie alles geschafft. Damals als junge Studentin habe ich immer wieder gedacht: „Wie macht sie das nur?“. Ich hatte aber keine Vorstellung davon, was sie wirklich alles bewältigt hat. Heute als berufstätige Mutter dreier Kinder weiß ich, was alleinerziehende Frauen, ganz auf sich allein gestellt, schaffen müssen.

Ich möchte mich besonders für diejenigen Frauen einsetzen, die enorme Verantwortung für ihre Familien, ihre Kinder, ihre Partner übernehmen. Dies gilt in besonderer Weise für Alleinerziehende. Gerade auch junge Migrantinnen benötigen Ermutigung und Unterstützung, um sich gut zu qualifizieren und mit einer guten Ausbildung ins Leben zu gehen. Insgesamt muss die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie weiter deutlich verbessert werden. Dazu gehören zum Beispiel auch flexiblere Kinderbetreuungszeiten.

Lebensleistung gebührt Respekt

Mir ist bewusst geworden, wie wichtig der Respekt vor der Lebensleistung ist. Immer wieder hören wir den Satz: Die Kinder sind unsere Zukunft. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Zur ganzen Wahrheit gehört: Auch die alten Menschen sind unsere Zukunft. Denn die Menschlichkeit einer Gesellschaft erkennt man auch daran, wie sie mit den älteren Menschen umgeht.

Es ist wunderbar, dass die Menschen heute länger leben und dass sie am gesellschaftlichen Leben noch so vielfältig teilhaben können. Viele Menschen aus der heutigen älteren Generation verfügen über eine gute Ausbildung, über Gesundheit sowie auch über ausreichende finanzielle Ressourcen. Doch es gibt auch viele, die im Alter nur mit Mühe über die Runden kommen, obwohl sie ihr Leben lang gearbeitet und viel geleistet haben. Besonders diejenigen, die als Arbeitsmigranten nach Deutschland gekommen sind, haben im Alter mit zahlreichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und müssen oft genug mit sehr geringen Renten auskommen. Und viele erleben, dass ihre besondere Lebensleistung nur in geringem Maße gewürdigt wird.

Ich möchte die Geschichte meines Vaters erzählen, der nie in seine Heimat zurückgekehrt ist. Warum? Er wollte, dass wir, seine beiden Töchter, in Deutschland aufwachsen. Er hat seinerzeit 1973 seine Heimat verlassen, um in Deutschland eine Ausbildung zu absolvieren. Sein Leben war von Lernen und harter Arbeit geprägt, um sein Studium zu finanzieren und sich eine Existenz aufzubauen. Die ersten Jahre waren für ihn besonders schwer, denn er war plötzlich auf sich alleine gestellt und hatte kaum Kontakt zu seiner Familie. Damals gab es noch keine Medien, die ihm den täglichen Kontakt ermöglicht hätten. Sein ganzes Leben hat er für das Ziel gearbeitet, uns, seine Familie, gut zu versorgen und seinen Lebensabend in der Heimat zu verbringen.

Aber er ist, wie viele andere Migranten und Migrantinnen auch, in Deutschland geblieben. Der Grund sind wir, seine Töchter, und die Enkelkinder. Heute ist Deutschland für ihn und für unsere ganze Familie eine Heimat, eine zweite Heimat. Gerade die Eingewanderten haben mit ihrer Arbeit und ihrem Leben Bremen mitgeprägt. Darum ist so wichtig, dass wir den älteren Menschen respektvoll begegnen und ihnen unseren Respekt im täglichen Umgang mit ihnen erweisen.

Für ihre Lebensleistung gebührt ihnen unser besonderer Respekt, denn sie sind diejenigen, die vieles von dem ermöglicht haben, was wir heute als Normalität empfinden. Darum möchte ich mich dafür einsetzen, dass ältere Menschen in Würde leben können. Deshalb bedarf es einer angemessen materiellen Versorgung, aber auch einer guten gesundheitlichen Versorgung gerade in den Stadtteilen, die von Migration geprägt sind. Und es bedarf unserer Wertschätzung und unseres Respekts für die Generation der Älteren, die so viel für unsere Gesellschaft geleistet hat.

Lebensleistung gebührt Respekt.
SPD

Ich brauche Ihre Unterstützung.

Mit fünf Stimmen können Sie mich am 26.05.2019 in die Bremer Bürgerschaft wählen. Jasmina Abo-El-Hemam Heritani Liste 1 Listenplatz 39!

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